- 讲师:刘萍萍 / 谢楠
- 课时:160h
- 价格 4580 元
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Ohne deine Liebe
?1Q84?, sagte Aomame. ?Das Jahr, in dem ich jetzt lebe und das wir 1Q84 nennen, ist also nicht das wirkliche Jahr 1984??
?Die Frage nach der Wirklichkeit ist eine sehr schwierige?, sagte der Mann, den seine Anh?nger ?Leader? nannten. Er lag noch immer auf dem Bauch. ?Im Grunde ist sie metaphysischer Natur. Trotz allem besteht kein Zweifel daran, dass wir uns hier in der wirklichen Welt befinden. Der Schmerz, den wir hier fühlen, ist echter Schmerz. Der Tod, der uns ereilt, ein echter Tod. Das Blut, das flie?t, echtes Blut. Diese Welt ist weder eine Imitation, noch ist sie fiktiv oder metaphysisch. Das kann ich dir garantieren.
Aber das Jahr 1984, wie du es kennst, ist sie nicht.?
?Ist sie so etwas wie eine Parallelwelt??
Der Mann lachte, und seine Schultern bebten leicht. ?Du hast offenbar zu viele Science-Fiction-Romane gelesen. Nein, es handelt sich hier keineswegs um eine Parallelwelt oder etwas ?hnliches. Dort ist das Jahr 1984, und hier haben wir die Abzweigung, das Jahr 1Q84. Eine parallele Entwicklung findet nicht statt. 1984 existiert für uns einfach nicht mehr. Für dich und auch für mich gibt es keine andere Zeit als das Jahr 1Q84.?
?Wir sind also v?llig in diese Zeit eingedrungen.?
?Genau. Beziehungsweise sie in uns. Wir befinden uns ganz und gar in ihr. Und soweit ich es verstehe, ?ffnet sich die Tür nur in eine Richtung. Einen Weg zurück gibt es nicht.?
?Es ist passiert, als ich diese Fluchttreppe an der Stadtautobahn hinuntergestiegen bin, oder??
?Was für eine Stadtautobahn??
?In der Gegend von Sangenjaya?, sagte Aomame.
?Der Ort spielt keine Rolle?, sagte der Mann. ?Bei dir war es eben Sangenjaya. Aber auf den konkreten Ort kommt es nicht an. Hier geht es letzten Endes um die Zeit. An einem gewissen Punkt einer zeitlichen Schiene wurde eine Weiche umgestellt, so k?nnte man sagen, und die Welt wurde auf
das Gleis des Jahres 1Q84 verschoben.?
Aomame sah vor sich, wie ein paar Little People mit vereinten Kr?ften an einer Stellvorrichtung zogen. Mitten in der Nacht im bleichen Mondlicht.
?Und im Jahr 1Q84 stehen zwei Monde am Himmel, nicht wahr??, fragte sie.
?Genau. Zwei Monde. Sie sind das Zeichen, dass die Weiche umgestellt wurde. Daran kann man die beiden Welten unterscheiden. Doch nicht alle Menschen k?nnen die beiden Monde sehen. Eigentlich bemerkt sie kaum jemand. Mit anderen Worten, die Zahl der Menschen, die wissen, dass wir uns im Jahr 1Q84 befinden, ist begrenzt.?
?Die meisten Menschen auf der Welt haben gar nicht gemerkt, dass die Zeit umgestellt wurde??
?So ist es. Für die Mehrheit ist die Welt unver?ndert, sie ist wie immer. Wenn ich sage, ?dies ist die wirkliche Welt?, meine ich es vor allem in diesem Sinn.?
?Es wurde also eine Weiche umgestellt?, sagte Aomame. ?Das hei?t, andernfalls w?ren Sie und ich uns gar nicht begegnet??
?Das kann niemand wissen. Es ist eine Frage der Wahrscheinlichkeit. Aber vermutlich haben Sie recht.?
?Sprechen Sie von Fakten, oder ist das alles rein hypothetisch??
?Gute Frage. Aber das voneinander zu unterscheiden ist nahezu unm?glich. In einem alten Schlager gibt es die Zeile: Without your love, it’s a honkey-tonk parade.? Der Mann sang leise die Melodie. ?Ohne deine Liebe ist alles Tingeltangel. Kennen Sie das Lied??
??It’s Only a Paper Moon.??
?1984 und 1Q84 sind im Prinzip genauso aufgebaut.
Wenn du nicht an sie glauben würdest und diese Liebe nicht h?ttest, w?re alles nichts als billiger Tand. Ganz gleich in welcher Welt man sich befindet – die Grenze, die Fakt und Vermutung voneinander trennt, ist meist nicht sichtbar. Man erkennt sie nur mit dem Herzen.?
?Wer hat die Weiche umgestellt??
?Tja, wer nur? Auch das ist schwer zu beantworten. Das Gesetz von Ursache und Wirkung hat hier so gut wie keine Macht.?
?Also hat mich irgendein Wille in das Jahr 1Q84 versetzt?, sagte Aomame. ?Und mein eigener war es jedenfalls nicht.?
?Genau. Dadurch, dass der Zug, in dem du warst, umgeleitet wurde, bist du hier gelandet.?
?Sind dafür die Little People verantwortlich??
?Es gibt solche ?Little People?, wie sie zumindest hier genannt werden. Doch nicht immer haben sie eine Gestalt oder einen Namen.?
Aomame biss sich nachdenklich auf die Lippen. ?Ich finde das, was Sie sagen, widersprüchlich. Angenommen, die Little People oder so was haben wirklich eine Weiche umgestellt und mich damit in das Jahr 1Q84 transportiert. Wieso sollten sie das tun, wo sie doch gar nicht wollen, dass ich Sie t?te? Wo es doch eher in ihrem Interesse l?ge, mich von Ihnen fernzuhalten.?
?Das ist nicht leicht zu erkl?ren?, sagte der Mann in unbewegtem Ton. ?Aber dein Verstand arbeitet schnell. Ich versuche es dir verst?ndlich zu machen, auch wenn ich mich vielleicht etwas unklar ausdrücke. Wie gesagt, für die Welt, in der wir leben, ist es von gr??ter Bedeutung, dass das Verh?ltnis von Gut und B?se sich die Waage h?lt. Die Little People oder irgendein Wille, der ihnen innewohnt, besitzen gro?e Macht. Doch je mehr sie ihre Macht einsetzen, desto st?rker reagieren die Gegenkr?fte. Das ist ein Automatismus. Auf diese Weise erh?lt sich das sensible Gleichgewicht der Welt. Dieses Prinzip herrscht unterschiedslos in jeder Welt. Also auch im Jahr 1Q84, in dem wir uns augenblicklich befinden. Als die Little People begannen, ihre ungeheure Macht zu demonstrieren, ist also automatisch eine Gegenbewegung entstanden. Und in deren Sog bist du wahrscheinlich hierhergelangt.?
Der Mann, der mit seinem gewaltigen Leib auf der blauen Yogamatte lag wie ein gestrandeter Wal, stie? einen tiefen Seufzer aus.
?Wenn wir bei der Eisenbahn-Analogie bleiben, lie?e sich Folgendes konstruieren: Die Little People sind also in der Lage, Weichen zu stellen. Infolge einer Umstellung gelangt der Zug auf dieses Gleis, das Gleis des Jahres 1Q84. Aber die F?higkeiten der Little People reichen nicht aus, um die Fahrg?ste, die in dem Zug sitzen, einzeln zu identifizieren und zu sortieren. Das hei?t, es bleiben eventuell unerwünschte Personen im Zug.?
?Ungebetene G?ste?, sagte Aomame.
?Genau.?
Donner grollte. Wesentlich lauter als zuvor. Aber es blitzte nicht. Nur das Krachen der Donnerschl?ge war zu h?ren. Wie seltsam, dachte Aomame. Der Donner ist so nah, aber man sieht keinen Blitz. Es regnet nicht einmal.
?Hast du so weit verstanden??
Aomame bejahte. Sie hatte ihren Eispick bereits von dem bewussten Punkt im Nacken zurückgezogen und hielt die Spitze nun behutsam in die H?he. Sie musste sich jetzt ganz auf das konzentrieren, was der Mann sagte.
?Wo Licht ist, muss es auch Schatten geben, und wo Schatten ist, gibt es Licht. Es gibt keinen Schatten ohne Licht und kein Licht ohne Schatten. C. G. Jung beschreibt dies in einem seiner Werke:
?Unser Schatten ist so b?se, wie wir gut sind … Je verzweifelter wir uns bemühen, gut und wunderbar und vollkommen zu werden, desto st?rker entwickelt der Schatten den festen Willen, dunkel und b?se und zerst?rerisch zu sein … Streben wir also über das Ma? unserer F?higkeiten hinaus nach Vollkommenheit, steigt der Schatten in die H?lle hinab und wird zum Teufel. Denn nach den Prinzipien der Natur und der Wahrheit ist es ebenso frevelhaft, sich über sich selbst zu erheben, wie sich herabzusetzen.?
Ob das, was wir als ?Little People? bezeichnen, gut ist oder b?se, wei? ich nicht.
Es übersteigt gewisserma?en unser Verst?ndnis oder Definitionsverm?gen. Schon seit Ewigkeiten leben wir mit ihnen zusammen. Seit der D?mmerung des menschlichen Bewusstseins, lange bevor es Gut und B?se gab. Das Wichtigste ist jedoch – ob die Little People nun gut oder b?se, Licht oder Schatten sind –, dass ein ausgleichender Prozess einsetzt, sobald ihre Macht überhandzunehmen droht. Zu der Zeit, als ich zum Vertreter der Little People wurde, entwickelte sich meine Tochter zu einem Wesen, das ihnen entgegenwirkt. Auf diese Weise wurde ein Gleichgewicht gewahrt.?
责编:刘卓
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